2011 Nepal Mera Peak (Story)

2011 ging es im Oktober erneut nach Nepal. Diesmal hatten wir uns vorgenommen den 6.476m hohen Mera Peak und anschliessend den 6.198m hohen Island Peak zu besteigen. Diese Reise gilt als eines der großen Highlights im Himalaya: Zwei der schönsten Aussichtsgipfel in Nepal eröffnen sehr unterschiedliche Panoramen auf insgesamt fünf 8.000er: Mt. Everest, Lhotse, Makalu, Cho Oyu und etwas entfernt Kanchenjunga. Die Besteigung des Mera Peak und der anschliessende Übergang über den wenig begangenen Amphu Labtsa Pass auf 5.800m zum Island Peak sollten der Höhepunkt werden. Wir hatten Monate vorher angefangen für die Herausforderung zu trainieren. Wie zuvor hatten wir die Reise über eine Organisation in Deutschland gebucht und waren mit einer Gruppe von insgesamt 6 Bergsteigern unterwegs.

Leider zeigte sich Wetter um diese Jahreszeit in Nepal als ungewöhnlich kalt. Es war häufig ungemütlich und meist nebelig was uns oftmals leider die Sicht auf die grandiose Landschaft verwehrte. Heidi erkrankte noch auf dem Weg zum Mera Peak an einer Stirnhöhlenentzündung und Bronchitis, die im Verlauf der Tour immer schlimmer wurde und sich später als beginnende Lungenentzündung herausstellte. 

 

 

 

 

Heidi’s Traum war es jedoch den Mera Peak zu erreichen. Entgegen ernstzunehmender Warnungen entschied sie sich mit Hilfe tibetischer Heilmittel und Antibiotika trotzdem den Aufstieg vom Hochlager (5.800) m aus zu wagen. Der Aufstieg begann kurz nach 1 Uhr morgens. Es war für uns mit eine der anstrengendsten Touren, die wir in unserem Leben unternommen haben. Es war an diesem Tag extrem kalt und eisig. Zum Glück stand die Wettervorhersage auf sonnig. Es sollte sich jedoch zeigen, dass dies nicht den ganzen Tag vorhalten würde. Wir mussten letztendlich wenige Meter vor dem Gipfel auf ca. 6.300 m wegen eines beginnenden Wettersturzes umdrehen. Gefühlt hatten wir jedoch den Gipfel für uns erreicht und waren sehr glücklich darüber. Wir wurden belohnt mit einem fantastischen Ausblick auf die höchsten Berge des Himalaya: die fünf Achttausender Everest, Lhotse, Kanchenjunga, Makalu und Cho Oyu. Beim Abstieg zog innerhalb weniger Minuten Nebel auf und vermischte Himmel und Gelände in eine konturloses Umfeld ein sog. „White Out“. Die Schwierigkeit in solcher Situation besteht dann darin die Orientierung zu halten und den zusätzliches Zeitbedarf in den Griff zu bekommen.  

Nach diesem Tag waren Heidi’s Reserven aufgebraucht und sie erreichte nur mit Mühe das Basislager. Die darauffolgende Überschreitung über den Amphu Labsta Pass mit 5.845m wäre dann zu gefährlich gewesen, um im Notfall eine Hubschrauberrettung zu organisieren. Nach Beratung mit der Expeditionsleitung und auf Anraten einer Ärztin aus einem anderen Team blieben wir Beide alleine zurück, um mit dem Hubschrauber auszufliegen. Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt auf einem geschlossenen Hochplateau auf fast 5.000m Höhe, damit war ein Ausweg, ohne wieder in eine größere Höhe aufzusteigen, unmöglich.  Der Expeditionsleiter versuchte per Satellitentelefon einen Hubschrauber zu organisieren, was leider nicht auf Anhieb klappte. Letztendlich blieben wir 2 Tage allein zurück und im Ungewissen, ob die weiteren Kommunikationsversuche des Expeditionsleiters noch Erfolg hatten und sich ein Hubschrauber auf dem Weg zu uns befand. 

Das Hochtal war umringt von einer grandiosen Landschaft mit Bergriesen. Jedoch hatten wir große Sorge, dass das Wetter umschlagen und/oder sich Heidi’s Zustand sich noch weiter verschlimmern könnte. Die Erleichterung war groß als wir nach 2 Tagen das immer näher kommende Rotorengeräusch des Hubschraubers hörten. Der Hubschrauber setzte nur kurz auf und der Pilot befahl uns wegen der Höhe sehr schnell und nur mit dem Notwendigsten einzusteigen. Der Flug nach Lukla war spektakulär, wir überflogen den umliegenden Bergkamm auf über 6.000m Höhe. Da in der dünnen Luft die Rotorblätter weniger greifen und die Windverhältnisse über Bergkämmen riskant sein können war dies eine besondere Herausforderung für den Piloten. Wie sich später herausstellte kannten wir den Piloten aus einer Filmdokumentation die über die Ausbildung von nepalesischen Piloten und Bergrettern durch die schweizerische Air Zermatt berichtete.

Schon in Lukla wurde das Ausmass der vorangegangenen Schlechtwetterperiode klar. Lukla war überfüllt von gestrandeten Trekkern, da bereits Wochen vorher kein geregelter Flugverkehr möglich war. Wir waren sehr schockiert als an diesem Tag im 15 Minuten Takt Hubschrauber landeten, die aus dem Umland verletzte Trekker/ Träger und auch Tote transportieren. 

Wir flogen weiter nach Kathmandu, wo Heidi dann erstmal ins Krankenhaus gebracht wurde.(Hinweis: ab > 5.000m Höhe regeneriert der menschliche Organismus nicht mehr und baut mit weiter steigender Höhe nur noch kontinuierlich ab)
Auf Grund der tieferen Höhenlage erholte sich ihr Körper schnell und wir überlegten uns nach Hause zu fliegen. Leider oder zum Glück waren alle Flüge ausgebucht, so dass wir uns kurzfristig entschieden, die Erholung im Chitwan Nationalpark im Süden fortzusetzen. Dort bleiben wir dann noch ca. eine Woche, bis wir dann wieder nach Haus ging.
Trotz der etwas verqueren Tour, ein tolles Erlebnis das glücklicherweise für uns gut verlief.

 

siehe auch Video zu Mera Peak und Nangpa La

 

 

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